Auch daran ist der Klimawandel schuld: Flug-Turbulenzen könnten künftig noch viel häufiger auftreten Stern | 2 September 2022 Forscher warnen vor einer Zunahme von Turbulenzen während Langstreckenflügen. Verantwortlich sei dafür der Klimawandel. Viele Flugreisende kennen das Phänomen von Turbulenzen. Plötzlich sackt man sekundenlang ab oder wird kurzzeitig aus seinem Sitz nach oben gezogen. Wenn die Maschine durch aufeinanderprallende Luftkörper gleitet, die sich mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten bewegen, kann es ungemütlich werden. Schwere Turbulenzen können auch erfahrene Flieger nervös machen. Meist beruhigt sich alles schnell wieder, manchmal jedoch verletzen sich Passagiere – teilweise mit schweren Folgen – bei ihrer Reise. Bei etwa 65.000 Flügen in den USA treten jährlich leichte Turbulenzen auf, wie CNN berichtet. Bei circa 5.500 gar schwere. Paul Williams, Professor für Atmosphärenwissenschaften an der University of Reading in Großbritannien, glaubt, dass der Klimawandel die Art, Menge und den Umfang von Turbulenzen verändert, und begann bereits 2013 mit der genauen Analyse des Themas, welche im Frühjahr durch die Royal Meteorological Society veröffentlich wurde. "Wir haben einige Computersimulationen durchgeführt und festgestellt, dass sich schwere Turbulenzen in den kommenden Jahrzehnten verdoppeln oder verdreifachen könnten", sagte er im Gespräch mit CNN. Klimawandel sorgt für Instabilität Verantwortlich sei in erster Linie der Klimawandel, der die sogenannten Jetstreams, also die Luftströmungen in großer Höhe, verändere und diese insgesamt instabiler mache, wie die "Welt" das Phänomen bereits 2019 erläuterte. Das führe zu Scherkräften und diese dann zu Turbulenzen: "Wir konnten zeigen, dass die vertikalen Kräfte seit 1979 um 15 Prozent zugenommen haben“, werden Paul Williams und dessen Kollegen zitiert. Die Ergebnisse, die später durch Beobachtungen bestätigt wurden, heben eine Art von Turbulenz hervor, die als "klare Luftturbulenz“ bezeichnet wird und nicht mit sichtbaren Beeinflussungen wie Stürmen oder Wolken zusammenhängt. Im Gegensatz zu normalen Turbulenzen treten diese sehr plötzlich auf. Das bedeute jedoch nicht, dass das Fliegen in Zukunft weniger sicher wird. "Flugzeuge werden nicht vom Himmel fallen, weil Flugzeuge nach sehr hohen Spezifikationen gebaut werden und den schlimmsten Turbulenzen widerstehen können, die überhaupt vorstellbar sind", sagt Williams im Gespräch mit CNN. Die durchschnittliche Dauer der Turbulenzen werde jedoch zunehmen. "Normalerweise erwartet man auf einem Transatlantikflug zehn Minuten Turbulenzen. Ich denke, dass dies in ein paar Jahrzehnten auf 20 Minuten oder eine halbe Stunde ansteigen kann." Nachhaltiger Kraftstoff gefordert Auf kürzeren Flugstrecken, die im allgemeinen in geringerer Höhe stattfinden, tritt das Phänomen der Turbulenzen übrigens zwar auch auf, hat aber andere Ursachen. Kurz gesagt sind hierbei meist kurzfristige Wetterphänomene ausschlaggebend, die in ihrer Wirkung – ähnlich der bei "abbrechenden" Jetstreams – jedoch ähnlich unangenehme Folgen verursachen können. "Die Luftfahrtindustrie nimmt das Problem jedenfalls sehr ernst", sagt Sara Nelson via CNN, eine Flugbegleiterin bei United mit 26 Jahren Erfahrung. Sie ist gleichzeitig Präsidentin der "Association of Flight Attendants", einer Gewerkschaft, die 50.000 Flugbegleiter:innen vertritt. Jedoch müsse beispielsweise "der Übergang zu nachhaltigem Kraftstoff" beschleunigt werden, um die Klimakrise zu bewältigen." Falls sich jedoch nichts ändern wird, ist zu befürchten, dass durch einen unvermindert hohen Ausstoß von herkömmlichem Kerosin die Flugbranche quasi selbst dazu beiträgt, dass die Turbulenzen – speziell während Langstreckenflügen – weiterhin zunehmen werden.